Es fehlt an bezahlbaren Wohnungen

Viele Haushalte müssen einen Großteil ihres Einkommens für die Miete ausgeben.

In der Debatte über Wohnungsnot geht es auch um die Frage, wie hoch der Bedarf an Wohnraum tatsächlich ist. Eine Studie von Stadtsoziologen der Humboldt-Universität Berlin zeigt nun, dass er noch höher sein könnte als gedacht: In den 77 deutschen Großstädten fehlen demnach fast zwei Millionen günstige Wohnungen. Am größten sind die Lücken zwischen Wohnungsangebot und -nachfrage in Berlin, Hamburg und Köln, aber selbst in kleineren Großstädten gehen Bedarf und Bestand weit auseinander.

Für die Studie haben die Forscher für jede Stadt mit mehr als 100.000 Einwohnern Mikrozensusdaten des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2014 ausgewertet, aktuellere Daten liegen nicht vor. Damit erstellten die Forscher Profile der Wohnsituation, die Zahlen zu Wohnkosten, Wohnungsgrößen oder Wohnungsausstattung enthalten.

Das Hauptaugenmerk richteten die Autoren auf die Mietbelastungsquote, bei der die Höhe der Bruttokaltmiete ins Verhältnis zum Einkommen in der Stadt gesetzt wird. Als problematisch gilt es, wenn ein Haushalt mehr als 30 Prozent seines Nettoeinkommens für die Warmmiete ausgeben muss. Besonders Haushalten mit geringeren Einkommen bleibt bei einer hohen Mietbelastungsquote kaum Geld für den Lebensunterhalt übrig.

Laut der Studie müssen in deutschen Großstädten vier von zehn Haushalten und damit rund 8,6 Millionen Menschen mehr als 30 Prozent ihres Nettoeinkommens für die Miete aufwenden. Der Anteil sei in teuren Städten wie Bonn oder Wiesbaden hoch und auch dort, wo viele einkommensschwache Haushalte lebten, wie in Bremerhaven oder Duisburg.

Auf den höchsten Wert kommt das nordrhein-westfälische Neuss – dort muss fast jeder zweite Haushalt über 30 Prozent des Einkommens für Miete ausgeben. Die niedrigsten Quoten weisen Städte in den neuen Bundesländern auf. Allerdings sind die Mieten in den vergangenen Jahren auch dort stärker als die Einkommen gestiegen.

So hoch ist die Anzahl der Haushalte mit einer Mietbelastungsquote von mindestens 30 Prozent: