Die wenigsten Menschen leben allein in einem Haus oder gar einer Straße. Irgendwelche Nachbar:innen gibt es meistens, ob direkt Wand an Wand oder erst hinter dem Gartenzaun. Die räumliche Nähe kann zu Ärger und manchmal sogar zu heftigen Konflikten führen. Was der oder die eine nämlich als Privatangelegenheit abtut, kann andere extrem stören, sei es nun das Rauchen auf dem Balkon oder das Klavierspielen am Wochenende. Auch Schuhe im Treppenhaus oder falsche Mülltrennung können ein Streitgrund sein. Laut einer Studie des Forsa-Institutes für die Gothaer Versicherung sind die Menschen hierzulande aber entweder in den vergangenen Jahren gelassener geworden oder sie schlucken ihren Ärger eher hinunter als sich zu beschweren. Sagten 2017 noch 46 Prozent der Befragten, sie hätten sich bereits mindestens einmal bei Nachbar: innen über deren Verhalten beklagt, waren es in der Folgebefragung im Jahr 2020 nur noch 32 Prozent. Immerhin neun Prozent der Befragten hatten allerdings bereits einen Nachbarschaftsstreit, der sogar rechtliche Folgen nach sich zog. Am häufigsten beschweren sich demnach die 30- bis 44-Jährigen. Als mit Abstand am störendsten empfinden die Befragten Lärm: Ob Kinderstreit, Bohrmaschine oder Party – 53 Prozent gaben an, dass sie sich darüber am ehesten beschweren würden. Ein Drittel der Befragten findet falsch geparkte Autos am nervigsten, ebenfalls knapp ein Drittel regt sich am meisten über Zigarettenrauch auf, der in die eigene Wohnung zieht. Haustiere oder die Nichteinhaltung der Hausordnung bzw. der Nachbarschaftspflichten wären für jeweils rund 15 Prozent ein Grund zur Beschwerde. Auf den nachfolgenden Plätzen liegen Unfreundlichkeit, zugestellte Flure oder Gemeinschaftsräume, störende Besuche und zu ausladende Dekoration (Mehrfachnennungen waren möglich).
Lärm stresst die Menschen also am meisten. Doch dieser kommt nicht nur von den nebenan Wohnenden, sondern entsteht auch durch Straßenverkehr, Baustellen oder Firmen. Rund ein Viertel der Bundesdeutschen (26,1 Prozent) nimmt laut der europäischen Statistikbehörde Eurostat Lärm von anderen Menschen oder der Straße wahr. Damit gehört Deutschland zu den lautesten Nachbarschaften Europas. Nur in Malta (28,3 Prozent) und den Niederlanden (26,6 Prozent) ist der Anteil der Befragten, die Lärm wahrnehmen, noch größer. Besonders ruhig ist es in Nordmazedonien (7,3 Prozent), Estland, Irland und Kroatien (je 8,2 Prozent). Im Durchschnitt nehmen 17,3 Prozent der Europäer:innen Lärm von der Straße oder aus der Nachbarschaft wahr. Entscheidend für das Ausmaß ist u.a. die Haushaltsgröße der angrenzenden Wohnungen sowie der Wohnort. In Städten wird durch mehr Verkehr und das engere Zusammenwohnen typischerweise mehr Lärm wahrgenommen als auf dem Land.