Immer weniger Zwangsversteigerungen

Wegen der ungebrochenen Nachfrage nach „Betongold“ landen immer weniger Immobilienverkäufe vor den Amtsgerichten

Nicht nur die Mieten, auch die Immobilienpreise in Deutschland bleiben hoch – das kann man auch an der weiter stark sinkenden Zahl von Zwangsversteigerungen sehen. An den Amtsgerichten wurden im vergangenen Jahr 17.614 Immobilien zwangsversteigert. Insgesamt lag das Verkaufsvolumen bei 3,44 Milliarden Euro, wie aus Zahlen des Fachverlags Argetra hervorgeht. 2018 waren es noch 21.600 Häuser, Wohnungen und Grundstücke im Volumen von 3,85 Milliarden Euro gewesen, auf dem Höhepunkt der Zwangsversteigerungswelle 2005 kamen 92.300 Immobilien zwangsweise unter den Hammer.

Auf die Zahl der Fälle hat demnach die weiter ungebrochene Nachfrage nach „Betongold“ einen entscheidenden Einfluss: So wird nur die Hälfte der ursprünglich eröffneten Zwangsversteigerungsverfahren auch an den Gerichten abgeschlossen. Bei der anderen Hälfte finden die Immobilieneigentümer noch vor der drohenden Versteigerung im Gerichtssaal einen Käufer und beenden somit das Verfahren.

Wohnungen und Häuser am häufigsten unter dem Hammer

Am häufigsten kamen 2019 wie auch in den Jahren zuvor Wohnimmobilien unter den Hammer (68 Prozent). Darunter sind viele Ein- und Zweifamilienhäuser, die für sich genommen 45 Prozent ausmachen. Um Eigentumswohnungen ging es bei 23 Prozent der Termine. Die übrigen 32 Prozent entfielen auf Gewerbeobjekte, Mehrfamilienhäuser sowie Grundstücke und Garagen.

Seit über zehn Jahren – analog zu den steigenden Preisen für Häuser, Wohnungen und Grundstücke – sinkt laut den Angaben die Zahl der Zwangsversteigerungen. Das steigende Interesse lässt sich auch daran erkennen, dass es noch vor einem Jahrzehnt oft mehrere Folgetermine an den Gerichten gab, weil sich keine Interessenten für die zur Versteigerung stehenden Immobilien fanden. Inzwischen sind laut Argetra nur noch selten Folgetermine nötig, die stabil hohe Nachfrage beschert den Gerichten kurze Verfahren.

Für Mieter bedeutet die anhaltende Entwicklung allerdings nichts Gutes: Denn auch die Preise für zwangsversteigerte Häuser sind gestiegen. Wer jetzt ein Haus oder eine Eigentumswohnung kauft, will oft nicht selbst darin leben, sondern seinen finanziellen Einsatz über eine Vermietung wieder ausgleichen. Das bedeutet im Umkehrschluss weiter steigende Mieten.