In der MieterZeitung 5-2020 hatten wir Sie gebeten, über Ihre Erfahrungen als Mieterin oder Mieter in Zeiten von Corona zu berichten. Danke an alle, die uns geschrieben haben! Ein paar Eindrücke veröffentlichen wir an dieser Stelle.
Ich wohne als behinderte Mieterin in einem Mehrfamilienhaus mit vier Parteien. Seit den Corona-Maßnahmen im Frühjahr interessieren sich die Bewohner mehr füreinander und bieten Hilfen an. Meine Vermieterin wohnt als alleinstehende Rentnerin mit im Haus. Seit März haben wir uns angewöhnt, einmal am Tag mit Rollator und Laufstöcken zusammen mit Abstand spazieren zu gehen. Wir erzählen uns die Sorgen und haben mehr Verständnis für den anderen. Da wir beide zu den Risikogruppen gehören, haben sich der Kontakt zu anderen Menschen sowie die Anzahl der Aktivitäten stark reduziert, aber gerade für uns Alte und Kranke ist beides wichtig. Unsere sportliche Runde soll auf jeden Fall weitergehen – mit oder ohne Corona – damit die Isolation keine Chance hat.
Christine R., Osnabrück
Trotz der Pandemie führt die Wohnungsgesellschaft, bei der wir unsere Mietwohnung haben, eine Modernisierung (Umstellung von Etagenheizung auf Zentralheizung) durch. Wegen der Schwerbehinderung meiner Ehefrau haben wir Widerspruch eingelegt, den die Wohnungsgesellschaft aber nicht akzeptieren will, da meine Ehefrau nach deren Empfinden (Zitat) kein Härtefall ist. Nun erhöht die Gesellschaft den Druck auf uns mit Schreiben, Briefen von Rechtsanwälten mit Klageandrohungen und unangemeldetem Erscheinen an unserer Wohnungstür mit Zugangsforderung zu unserer Wohnung.
Gut, dass wir Mitglied im hiesigen Mieterbund sind und hier volle Unterstützung erhalten. Die Wohnungsbaugesellschaft sieht nämlich auch in der andauernden Pandemie offensichtlich kein Problem darin, mehrere Handwerker verschiedener Firmen in die Wohnungen der Mieter zu schicken.
Norbert L., Alfeld
Meine Lebenserfahrung sagt mir, dass man immer so leben muss, dass man Miete und Krankenversicherung bezahlen kann. Notfalls muss man sich an anderen Stellen einschränken. Ich habe immer drauf geachtet, dass die Warmmiete im sozialrechtlichen Sinn „angemessen“ ist. Denn selbst, wenn man als Beamtin pflegebedürftig ist (Pflegegrad 2), muss man zum Sozialamt gehen. Einschränken müssen sich vor allem jene, die nicht mehr oder noch nie zu den „Leistungsträgern der Gesellschaft“ gehör(t)en. Geht der Arbeitsplatz in der Pandemie verloren, droht der soziale Abstieg – besonders für Frauen.
Gesellschaftliche Teilhabe für Pflegebedürftige/Behinderte ist ohnehin schwer zu erreichen, doch im Pandemie-Winter wird es noch schwieriger. Wer keinen Zugang zum Internet hat als Über-60-Jährige, hat es schwer, Kontakte aufrechtzuerhalten. Ich bin froh, vom Pflegedienst gepflegt zu werden, die Mitarbeiter passen in ihrer Freizeit nämlich auf sich auf, sonst muss der Pflegedienst dicht- machen.
Elisabeth Wirthensohn, per Mail
Bezüglich der Corona-Pandemie wird oft folgende Problematik vergessen: Jetzt, wo es Herbst wird, sprechen alle von den problematischen Aerosolen von COVID-19. Die rasante Steigerung der Infektionszahlen zeigt, dass jede vermiedene Infektion zählt. Dabei werden die Mieter von Mehrfamilienhäusern vergessen: Oft gibt es dort sehr enge Treppenhäuser und schlecht zu belüftende, gemeinschaftlich genutzte Räumlichkeiten (Waschkeller, Trockenräume). Die Mieter müssten da zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ab Verlassen der Wohnung bzw. bei der Nutzung solcher Räumlichkeiten verpflichtet werden. Da wären die Vermieter in der Pflicht, für den Infektionsschutz ihrer Mieter zu sorgen, indem sie das zum Teil der Hausordnung oder des Mietvertrages machen.
Sonja von S., Bergisch-Gladbach